Inigo de Loyola, der Gründer und erste Generalobere des Jesuitenordens, wurde 1491 in seinem Heimatschloss geboren. Nach einer höfischen Erziehung gehörte Don Inigo zum Gefolge des Vizekönigs von Navarra. Bei der Verteidigung der Hauptstadt Pamplona gegen eine Übermacht der Franzosen zerschmettert eine Kanonenkugel am Pfingstmontag 1521 sein Bein.
Während der mehrmonatigen Genesungszeit entschließt sich Inigo zu einem Büsserleben. Auf dem Montserrat, der geistlichen Mitte Kataloniens, legt er sein Schwert vor dem Gnadenbild der Madonna nieder und damit seine ganze militärische Vergangenheit. In Manresa wird ihm von Gott ein Erleuchtungserlebnis geschenkt, das so intensiv war, dass er sich als ein ganz neuer Mensch fühlte. Davon berichtet er im „Bericht des Pilgers“, einer autobiographischen Lehrerzählung.
Im Jahre 1523 unternahm er eine Pilgerreise ins Heilige Land. Dort wollte er bleiben, bekam dafür aber keine Erlaubnis. Auf der Rückreise nach Europa ging ihm auf, dass er studieren müsse, um wirklich den „Seelen“ helfen zu können. Sozusagen auf dem zweiten Bildungsweg erwarb er in Barcelona, Alcalá, Salamanca und Paris philosophische und theologische Kenntnisse.
In Paris sammelte er die ersten Gefährten um sich. Im August 1534 legten sie die Gelübde auf dem Montmartre bei Paris ab; Franz Xaver und Peter Faber gehören zu ihnen.
In Venedig wird Ignatius (so nennt er sich ab seiner Pariser Studienzeit) zum Priester geweiht. Da die Pläne für eine Pilgerreise nach Jerusalem sich zerschlagen, pilgern die Gefährten nach Rom, um sich dem Papst zur Verfügung zu stellen. Auf dem Weg dorthin, wenige Kilometer vor der Stadt, hat Ignatius in La Storta eine Vision, die ihm seine Pläne bestätigt (1537). Er weiß sich dem in seiner Kirche kreuztragenden Jesus zugestellt. Hier liegen die Wurzeln der „Gesellschaft Jesu“, des Jesuitenordens. Fast zwanzig Jahre lang wirkt Ignatius dann von Rom aus. Sein weiteres Wirken ist ein Aufgehen im Jesuitenorden.
(Quelle:Paul Imhof, Praktisches Lexikon der Spiritualität, Geistiges Vermächtnis)
Geistiges Vermächtnis
Das geistige Vermächtnis des Ignatius sind die Exerzitien. Es sind geistliche Übungen, denen sich der einzelne unterzieht, mit dem Ziel, dem eigenen Leben eine Grundorientierung zu geben und den persönlichen Weg von Gott her zu finden. Exerzitien dauern unterschiedlich lange: von Kurzexerzitien (4 – 5 Tage) über Einzelexerzitien (8 – 10 Tage) bis hin zu den Großen Exerzitien (30 Tage). Sie haben aber immer das gleiche Fundament, das Ignatius folgendermaßen formuliert: „Der Mensch ist geschaffen dazu hin, Gott unseren Herrn zu loben, ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienen, und damit seine Seele zu retten. Die anderen Dinge auf der Oberfläche der Erde sind zum Menschen hin geschaffen, und zwar damit sie ihm bei der Verfolgung des Zieles helfen, zu dem hin er geschaffen ist. Hieraus folgt, dass der Mensch dieselben so weit zu gebrauchen hat, als sie ihm auf sein Ziel hin helfen, und sie so weit lassen muss, als sie ihn daran hindern. Darum ist es notwendig, uns allen geschaffenen Dingen gegenüber gleichmütig (indifferent) zu verhalten in allem, was der Freiheit unseres freien Willens überlassen und nicht verboten ist. Auf diese Weise sollen wir von unserer Seite Gesundheit nicht mehr verlangen als Krankheit, Reichtum nicht mehr als Armut, Ehre nicht mehr als Schmach, langes Leben nicht mehr als kurzes, und folgerichtig so in allen übrigen Dingen. Einzig das sollen wir ersehnen und erwählen, was uns mehr zum Ziele hinführt, auf das hin wir geschaffen sind.“ („Prinzip und Fundament“, Exerzitienbuch EB 23).